Solidarität mit Gotteskriegern und der Mafia
Was mich an der Einstellung der meisten Deutschen zum Nahostkonflikt immer wieder erstaunt, ist, dass sie beim Blick auf Israel und Palästina all die Werte über Bord werfen, die ihnen ansonsten so wichtig sind. Man ist, zu Recht, stolz auf die Toleranz und Offenheit, mit der mittlerweile zwischen Nord- und Bodensee die verschiedensten Lebensentwürfe akzeptiert werden. Es wird sehr empfindlich auf Diskriminierung von Frauen, religiösen Minderheiten und Schwulen reagiert. Wer sein Kind schlägt, ist sozial geächtet, wer die verlorenen Ostgebiete zurückfordert, auch. Streit und Unstimmigkeiten werden verbal gelöst. Der Einsatz körperlicher Gewalt ist verpönt und wer sich nicht als Mann oder Frau fühlt, kann auch gerne als Geschlecht X durchs Leben gehen. Alles kein Problem in Deutschland, das ist mittlerweile Leitkultur, wer dahinter zurückfällt, fällt in die gesellschaftliche Bedeutungslosigkeit.
Und trotzdem können sich die gleichen Menschen, die das Wort „Neger“ aus Kinderbüchern streichen wollen, weil es diskriminierend ist, im Nahostkonflikt nicht zu den Werten bekennen, die ihnen normalerweise über alles gehen. In Israel garantiert der Staat die Rechte von Homosexuellen, weswegen Tel Aviv zu den beliebtesten Städten unter feierfreudigen Schwulen gehört. Auch die Religionsfreiheit wird verteidigt. Es gibt eine freie Presse und eine unabhängige Justiz, die beide ihren Anteil daran haben, dass diverse Spitzenpolitiker wegen Korruptionsaffären im Gefängnis sitzen. Darunter auch ein ehemaliger Präsident, der übrigens von einem arabischstämmigen Richter verurteilt wurde. Die Gewaltenteilung funktioniert, was eine wichtige Voraussetzung für eine offene Gesellschaft ist. Gleichzeitig ist Israel ein Multikulti-Wunderland, in dem Menschen aus allen Teilen der Erde leben. Der jüdische Staat ist auch das Land im Nahen Osten, in dem Araber mit Abstand am meisten Rechte genießen.
Wie sieht die Situation auf der palästinensischen Seite aus? Es gibt ja im Moment zwei Beta-Versionen eines künftigen palästinensischen Staates und in beiden ist es nicht weit her mit Toleranz und Offenheit. Frauen werden sowohl im Westjordanland der Fatah als auch im Gazastreifen der Hamas unterdrückt. Religionsfreiheit gibt es nicht und das Juden in einem palästinensischen Staat nicht leben dürfen, hat Abbas selbst immer wieder klargestellt, ohne dass es jemanden stört. (Man kann sich nur schwer vorstellen, dass Netanjahu von einem moslemreinen Israel sprechen könnte, ohne dass es weltweite Empörung gebe und die UNO sich in Sondersitzungen mit dem Thema beschäftigen würde.) Unter der Hamas könnte es jüdische Mitbürger schon deswegen nicht geben, weil sich die Terrororganisation in ihren Statuten dazu bekennt, alle Juden töten zu wollen. In Deutschland kennt man solche Pläne unter dem Namen Endlösung. Homosexuelle werden von der Hamas verfolgt, gefoltert und ermordet. Es gibt keine Kunstfreiheit und wer sich Satiren auf die Herrschenden erlaubt, findet sich im Kerker wieder.
Sollte morgen ein palästinensischer Staat gegründet werden, würde dieser Homosexualität mit dem Tod bestrafen, er würde die Religionsfreiheit nicht gewährleisten, er würde Frauen unterdrücken, er würde Juden nicht als Bürger akzeptieren, über keine unabhängige Presse oder Justiz verfügen und sich in wesentlichen Teilen auf die Scharia berufen. Wer in Deutschland kann sich mit solchen Werten identifizieren? Vermutlich nur eine kleine Minderheit. Aber warum hoffen dann so viele, dass es diesen Staat geben wird?
Wer den Palästinensern wünscht, so frei leben zu können, wie es für uns in Mitteleuropa selbstverständlich ist, sollte sich nicht mit denen solidarisieren, die all diese Werte bekämpfen. Wer heute „Freiheit für Palästina“ fordert, solidarisiert sich mit islamistischen Gotteskriegern und der Mafiaorganisation Fatah. Wer den Palästinensern ein Leben in Freiheit wünscht, muss ihnen andere politische Führer wünschen. Politiker, die sich nicht über den Mord an jüdischen Jugendlichen freuen, sondern die Täter suchen und bestrafen. Politiker, denen ein Heiliger Krieg nicht so wichtig ist wie eine funktionierende Müllabfuhr und Politiker, die nicht darüber grübeln, wie sie Homosexuelle am besten verfolgen können, sondern die den Christopher Street Day in Gaza eröffnen.