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Tal der Wölfe – Deutschland

Tal der Wölfe – Deutschland

Tal der Wölfe – Irak habe ich vor vier Jahren gesehen. Zusammen mit einem Freund. Wir waren wohl die einzigen im Kinosaal, die keinen Migrationshintergrund hatten. Der Film lief auf Türkisch für ein türkisches Publikum. Schon im ersten Teil kamen Juden vor, die den Irakern ihre Organe stehlen und verkaufen. Und jetzt kommt Teil II heraus (Tal der Wölfe – Palästina). Der dreht sich um das türkische Terrorschiff, welches im vergangenen Jahr abgelaufene Medikamente und anderen Schrott an die Hamas im Gazastreifen liefern wollte. Die israelische Marine stoppte das Schiff und es kam zu einem Kampf, dabei wurden neun heilige, türkische Krieger getötet. Die werden jetzt gerächt. Das ist auch schon die ganze Story von Tal der Wölfe – Palästina. Zusammengefasst: Antisemiten rächen sich an Juden dafür, dass die sich gegen Antisemiten wehren.

Ein abstoßender Film, keine Frage. Und es macht die Türkei nicht sympathischer, dass solche Machwerke große Publikumserfolg sind. Aber wie wird denn eigentlich in Deutschland auf diesen Film reagiert.  Sehr empfindlich, wegen dem Starttermin. Der fällt ausgerechnet auf den 27. Januar, den nationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Aus dem Chor der Synchronempörten soll hier Philipp Mißfelder zitiert werden, außenpolitischer Sprecher der CDU/CSU:

„Einen solchen Film ausgerechnet an diesem wichtigen Gedenktag in Deutschland zu starten, ist an Geschmacklosigkeit kaum zu überbieten. Dies sei besonders rücksichtslos gegenüber den Gefühlen der Opfer.“

Falsch, das ist nicht rücksichtslos gegenüber den Opfern. Denen gegenüber war es rücksichtslos, sie zu deportieren und ihre Freunde und Verwandten zu ermorden. Dieser Starttermin für den Film ist höchstens gegenüber Deutschen rücksichtslos, die sich in ihrem Erinnern gestört fühlen. Die Opfer und ihre Nachkommen habe andere Sorgen. Zum Beispiel, dass man in Deutschland besser nicht als Juden auffallen sollte, dass jüdische Kindergärten, jüdische Gemeindeeinrichtungen und Synagogen rund um die Uhr von der Polizei bewacht werden müssen, dass prominente Juden täglich Drohbriefe erhalten und jüdische Kinder wegen ihrer (zumeist muslimischen) Mitschülern auf jüdische Schulen fliehen oder sogar das Land verlassen.

All das ist rücksichtslos gegenüber den Opfern und ihren Nachkommen, aber nicht dieser türkische Film, der ärgert nur Mißfelder, weil er ihm seinen Feiertag vermiest. Denn man nimmt in Deutschland das Erinnern an die toten Juden von Vorgestern sehr ernst. Ernster jedenfalls, als die Sorgen der lebenden Juden. Deswegen ist die Verärgerung ja auch so groß darüber, dass dieser antisemitische Streifen ausgerechnet am 27. Januar anläuft.  Wie kann man nur so unsensibel sein? Eine Woche früher oder später und alles wäre halb so schlimm gewesen.

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Und zum Abschluss noch ein paar Ideen für weitere Tal der Wölfe-Folgen:

Tal der Wölfe – Armenien: Nachdem seine Familie durch den türkischen Völkermord an den Armeniern ausgelöscht wurde, tötet ein junger Armenier der Reihe nach alle Hintermänner dieses Menschheitsverbrechens.

Tal der Wölfe – Kurdistan: Nachdem seine Familie durch einen Giftgaseinsatz der türkischen Armee ausgelöscht wurde, tötet ein kurdischer Freiheitskämpfer der Reihe nach alle Hintermänner dieses Angriffes.

Tal der Wölfe – Zypern: Um die türkische Besetzung zu beenden, tötet ein zypriotischer Freiheitskämpfer der Reihe nach alle Verantwortlichen für diese Besatzung.

Böss in Berlin


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